Wie Autos fotografieren? Grundsätzlich eine sehr allgemeine und eher simple Frage. Aber darauf eine vernünftige Antwort zu geben ist gar nicht mal so einfach. Fast alle haben schon mal ein Auto fotografiert. Doch auf was kommt es in der Fahrzeugfotografie tatsächlich an? Welche Faktoren sind wirklich ausschlaggebend für ein gutes „Autofoto“ beziehungsweise auf was achtet ein Profi? Mit diesen Fragen beschäftige ich mich im heutigen Blogartikel. Viel Spass beim Lesen.
Autos richtig fotografieren
Betrachten wir das Ganze doch mal direkt an meiner Person und meiner Art Fahrzeuge in Szene zu setzen. Ich bin als Autofotograf tätig und habe mich vor allem auf die Ablichtung von Sportwagen fokussiert. Einen Überblick über meine Arbeiten findest du unter anderem in meinem Portfolio. Nachfolgend ein kleiner Auszug.
Prioritär fotografiere ich ein Auto äusserst intuitiv. Gut möglich, dass ich „on location“ mal eine geplante Perspektive über den Haufen werfe, da das Fahrzeug aus diesem Winkel überhaupt nicht seine Wirkung entfalten kann. Aber in der Regel fotografiere ich nach einem bewährten 3-Punkte-Muster. Doch alles der Reihe nach.
Die Location
Um Autos fotografieren zu können braucht es in erster Linie (nebst dem entsprechenden Kfz) natürliche eine geeignete Umgebung. Die Location gibt dem Bild bereits einen ersten Teil der Stimmung. Der gewählte Shootingplatz ist quasi die Rahmenbedingung für das Foto. Das heisst, die Wahl des Ortes sollte mit Bedacht vorgenommen werden, schliesslich steht und fällt das Bild unter anderem mit der Location. Egal wie toll das Bild fotografisch umgesetzt wurde, egal wie gut die anschliessende Bildbearbeitung war (Composings bilden hier die Ausnahme)… wenn die Location eher bescheiden ist, wird es umso schwieriger einen wirklichen Eyecatcher zu kreieren.
Nachfolgend ein paar Beispiele:
Der Mercedes SLS AMG würde auf einem Acker platziert nicht so eine gute Figur abgeben, wie auf diesem leicht reflektierenden Hallenboden.
Der Porsche 911 GT3 RS kommt in einem Industrieareal, umringt von Containern, ziemlich cool zur Geltung.
Im herbstlichen Morgenlicht auf der berühmt berüchtigten Tremola macht der Ferrari 488 Spider eine ausserordentlich gute Figur. Auch wenn die Perspektive eher ungewöhnlich ist.
Will man Autos fotografieren, braucht es also in erster Linie eine anständige Location. Doch den passenden Fotoshooting-Platz muss man erstmal finden.
Ich habe aus diesem Grund eine Liste auf dem Smartphone mit geeigneten Fotospots für Autos erstellt. Finde ich also zufällig einen interessanten Platz, mache ich direkt ein Foto und speichere die Angaben in meiner Liste ab. Dadurch habe ich mir mit der Zeit ein Nachschlagewerk mit potenziellen Locations aufbauen können. Plane ich nun ein Autofotoshooting, wähle ich je nach Auto nur noch die passende aus. Doch die Liste ist selbstveständlich nicht in jedem Fall zufriedenstellend. Manchmal passen meine notierten Locations für Auto Fotos aus irgendwelchen Gründen nicht, weshalb regelmässige Locationscoutings anstehen. Egal ob mit dem Auto oder zu Fuss. Zum Teil muss man für die passende Location zuerst einmal Zeit investieren und ganz einfach suchen.
Die Perspektive
Wer sich Bilder aus Fotoshootings der grossen Fahrzeughersteller genauer ansieht, dem wird auffallen, dass es sich immer und immer wieder um die gleichen Perspektiven dreht. Ein Fahrzeug wird auch in 50 Jahren noch Fahrzeug sein und somit wird man die Sichtweise höchstwahrscheinlich nicht gross verändern.
Die gängigsten Perspektiven, welche ich (und viele andere auch) verwende, sind in der Regel folgende:
- Frontansicht
- Heckansicht
- Seitenansicht
- Front-/Seitenansicht (Dreiviertelperspektive)
- Heck-/Seitenansicht (Dreiviertelperspektive)
Bildlich gesprochen sieht dies in etwa wie folgt aus:
Die Perspektive wird natürlich mithilfe der Kamerahöhe den Gegebenheiten angepasst. Ganz wichtig: Autos fotografieren tut man ausserhalb der Komfortzone. Das heisst man sollte bei der Autofotografie in der Regel in die Hocke gehen, um mit dem Kfz auf gleicher Höhe kommunizieren zu können.
Im Grundsatz sind die oben aufgelisteten die gängigsten Aufnahmeperspektiven eines Fahrzeugs. Selbstverständlich kann der Winkel der Perspektive von Foto zu Foto um ein paar Grad anders ausschauen. Und natürlich beherbergt ein Automobil vielerlei Liebe zum Detail. Doch was den Menschen bewegt und was schlussendlich verkauft wird, ist immer der komplette Wagen. Dementsprechend ist es sinnvoll, auf diese 5 Basis-Perspektiven zurückzugreifen.
In einer Serie kommen dann in der Regel noch Detailaufnahmen von gewissen Elementen (auch Interieur) oder auch mal besondere Beschnitte und Perspektiven zum Vorschein. Aber das Hauptaugenmerk lege ich hauptsächlich auf die 5 gezeigten Standardperspektiven. Wenn man dabei die wichtigste Perspektive beim Namen nennen müsste, so wäre es die Dreiviertelperspektive von vorne.
Postproduktion / Bildbearbeitung
Ist das Fotoshooting im Kasten, geht es an die Nachbearbeitung der Bilder. Bei mir dauert die bei den „Werbeaufnahmen“ ein wenig länger. Ich nehme gewisse Retuschen vor und kümmere mich um den Look. Der gewählte Look soll die anfänglich erwähnte Bildstimmung ideal verstärken. Es kann aber auch sein, dass ich für einen Stimmungsshot auf Photoshop verzichte und lediglich via Lightroom einen Bildlook in wenigen Minuten erzeuge.
Das Auto alleine entscheidet nicht über die Qualität des Fotos
Das Auto alleine macht ein Bild nicht besser oder schlechter. Egal ob es sich um einen Porsche Turbo S handelt oder um einen heruntergekommenen Ford Fiesta aus dem Jahre 1993. Sofern das Bild die Location und den Wagen in harmonischer Weise verbindet, das Licht toll war, die Fotografie technisch korrekt umgesetzt und das Foto in der Postproduktion passend optimiert wurde, steht einem guten Fahrzeugbild nichts mehr im Weg. Wenn man jedoch auch den persönlichen Geschmack miteinfliessen lässt und den fotografischen, beziehungweise künstlerischen Aspekt zur Seite schiebt, dann gestehe ich auch ein, dass ein neuer Porsche einem alten Fiesta vorzuziehen ist und das Bild im Endeffekt wohl aufwerten wird.
Ich will mit meiner Aussage also nur sensibilisieren, dass alleine des Fahrzeuges wegen grundsätzlich kein Bild besser oder schlechter wird. Es kann aber hilfreich sein… 😉
Auf was es beim Auto fotografieren also ankommt
Die Frage „wie Autos fotografieren“ lässt sich an meinem Beispiel somit klar beantworten. In erster Linie achte ich auf die Location. Die Location muss mit dem Automobil harmonieren. Sobald ich einmal vor Ort bin, fokussiere ich mich in der Regel vor allem auf die 5 gängigsten Perspektiven und schaue dabei, dass ich mit dem Auto auf „Fahrzeug-Augenhöhe“ arbeite. Abgerundet wird der ganze Prozess dann noch mit der Bildbearbeitung. Weitere Informationen zu den Bildbearbeitungsprogroammen für meine Arbeiten findest du übrigens hier. Für alle, die nun das Equipment in diesem Artikel vermissen, verweise ich auf meine Equipment-Seite.
Brauchst du noch weitere Unterstützung für dein nächstes Auto Foto? Vielleicht hilft dir mein Artikel mit 10 Tipps, um dein nächstes Autofotoshooting noch erfolgreicher gestalten zu können.
PS: Als Autofotograf findest du mich natürlich auch bei Instagram. 🙂
phpicsphotography
Pascal ist Gründer von phPics Photography und Betreiber von phpics.ch. Als Schweizer Autofotograf liebt vor allem sportliche Raritäten und tiefergelegte Fahrzeuge!
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Hallo Pascal.
Erstmal ein riesengrosses Lob für deine Bilder. Traumhaft schön.
Wir haben einen kleinen Fuhrpark der sich aber auf Audi begrenzt.
Von einem A3 Sportback angefangen über A8, S4 und RS4.
Das da unser Herz drin steckt brauche ich wohl nicht erwähnen.
Desöfteren habe ich versucht schöne Bilder von unseren Babys zu machen.
Sie sind schön geworden, bei dem Anblick, klar , aber das gewisse Etwas hat mir gefehlt.
Dieses finde ich in deinen Bildern und deinen Erläuterungen.
Du schreibst einfach toll und so frei heraus.
Ich danke dir dafür und werde mein möglichstes versuchen.
Liebe Grüße aus dem Ruhrgebiet.
Sabrina
Hallo Sabrina
Vielen lieben Dank für deine netten Worte. Das freut mich sehr!!!
Euer Fuhrpark klingt aber fantastisch! Allzeit knitterfreie Fahrt und tolles Licht für schöne Bilder. 🙂
LG ins Ruhrgebiet
Pascal