Ich habe es in meinem Nikon D850 Erfahrungsbericht bereits angesprochen. Mein SIGMA 35mm 1.4 Art lässt mich bei der neuen Kamera regelmässig im Stich. Dank Frontfokus sind zahlreiche Bilder unscharf. Dies war bei meiner vorherigen Kamera (Nikon D800) nicht der Fall. Zu jener Zeit war die 35mm Festbrennweite mein Lieblingsobjektiv, wie du meinem Erfahrungspost entnehmen kannst. Doch mit dem SIGMA USB-Dock sollen die Fokusprobleme der Vergangenheit angehören. Höchste Eisenbahn, mein SIGMA Objektiv zu justieren und neu zu kalibrieren.
- Festbrennweite: 35 mm
- HSM (Hyper Sonic Motor)
- Produktlinie A - Art
- 67 mm Filtergewinde; geeignet für Nikon Objektivbajonett; Naheinstellgrenze: 30 cm
- Lieferumfang: Objektiv, Frontdeckel, Rückdeckel, Gegenlichtblende LH730-03, Köcher
Mit USB-Dock SIGMA Objektiv justieren/kalibrieren
Wenn ich mit einem Nikon Glas Probleme habe, werkle ich entweder an der kamerainternen Objektivkorrektur oder ich muss die Linse samt Body zu Nikon senden. Dies war bis dato erst einmal der Fall. Aufgrund einer zweiten Kamera (Nikon Z6) ist ein Kameraverzicht von ein bis zwei Wochen in meinem Fall zu verschmerzen. Das ist allerdings nicht bei allen so. Und genau aus diesem Grund finde ich die Lösung von SIGMA mit dem USB-Dock ziemlich sympathisch. Hier kannst du das Ding bestellen.
- Zur Verwendung mit Sigma Die Global Vision-Objektive. Aktualisieren Sie die Objektiv-Firmware, damit Ihr Objektiv niemals „veraltet“ ist
- Passen Sie die Fokusposition an Ihre Kamera an, um eine präzise Autofokussierung zu ermöglichen
- Passen Sie Funktionen wie Autofokusgeschwindigkeit und Fokusbegrenzungsabstände an Sigma Die „Sport“ -Objektive
- Hinweis: Beim 35-mm-Objektiv mit F1,4 A können Sie mit dem Dock die Firmware auf dem Objektiv aktualisieren und auch die vordere und hintere Fokussierung anpassen.
- Kostenloser Download von Sigma Optimization Pro, kompatibel mit Windows- und Mac-Computern
Natürlich; nicht jede Fotografin oder jeder Fotograf will selber solche Einstellungen vornehmen. Jene können aber getrost ein Objektiv auch einsenden. Für alle anderen ist der SIGMA USB-Dock äusserst interessant. Bevor wir uns dem SIGMA USB Dock zur Objektiv Justage widmen, noch ein paar Worte zum Autofokus einer DSLR.
Autofokus. Phasen- und Kontrast-AF.
Eine moderne DSLR bietet dir grundsätzlich zwei Arten des Autofokus‘. Auf der einen Seite ist dies der klassische Phasenautofokus. Das ist der AF, wenn du bei einer Spiegelreflexkamera durch den Sucher schaust und fokussierst.
Der Kontrastautofokus ist hingegen erst dann aktiv, wenn du mit Hilfe von Liveview fotografierst und fokussierst. Der Kontrast-AF ist eigentlich immer exakt und somit treffsicher. Vorausgesetzt er hat genügend Kontrast zum Fokussieren.
Beim Phasen-AF kann es aber schon mal vorkommen, dass die Kamera aufgrund eines Front- oder Backfokus das anvisierte Ziel nicht trifft. Einen äusserst informativen Beitrag zur Funktionsweise des Phasenautofokus gibt es übrigens bei der Fotocommunity.
Wie äussern sich Front- und Backfokus?
Das ist relativ einfach. Ein Frontfokus ist, wenn du auf einen Punkt im Bild fokussierst, die Schärfe aber weiter vorne liegt. Also der Fokus liegt näher bei der Kamera. Ergo, Frontfokus.
Ein Backfokus ist genau die andere Seite der Medaille. Will heissen du fokussierst dein Motiv, die Schärfe liegt aber schlussendlich hinter diesem Objekt. Der Fokus liegt mit anderen Worten weiter weg von der Kamera, als er eigentlich sollte.
SIGMA Contemporary, Art und Sports
Welche SIGMA Gläser lassen sich überhaupt „feintunen“? Anpassungsfähig sind Objektive der Serien Contemporary, Art und Sports. Mit Hilfe von Dock und der Software SIGMA Optimization Pro lassen sich je nach Linse die Firmware aktualisieren, Fokus-Einstellungen vornehmen, AF-Geschwindigkeit anpassen, Fokussierbereichsbegrenzungs-Anpassung und OS-Einstellungen vornehmen. Weitere Informationen zum Dock, sowie den Software-Download, gibt es direkt auf der Webseite von SIGMA.
Kalibrierung meines SIGMA 35mm 1.4 Art
Für die Kalibrierung brauche ich das entsprechende SIGMA Objektiv, den USB-Dock, die installierte Optimization Pro Software, ein Stativ und ein Messinstrument à la SpyderLenscal von Datacolor. Ein Lineal und ein Buch gehen aber auch. 😉 In meinem Fall habe ich mich für die etwas einfachere, aber auch teurere Variante entschieden. Die Fokussierleistung habe ich mittels SpyderLenscal gemessen.
- Praktisch und kosteneffizient - Sparen Sie Zeit und Mühe bei der Nachbearbeitung, denn dieses Farbmanagement-Toolkit sorgt dafür, dass Ihre Farben auch bei mehreren Kameras und Objektiven sowie unterschiedlichen Lichtverhältnissen akkurat und konsistent sind.
- Optimieren Sie die Leistung Ihrer Kamera - Spyder LensCal, ein schnell und einfach zu bedienendes Target lässt Ihre Kameras und Objektive optimal zusammenarbeiten.
- Besser als jede Graukarte - Der Spyder Cube ist die perfekte Referenz für das Kontrastverhältnis bei der Belichtung Ihrer Aufnahmen - etwas, das Sie mit einer Graukarte allein nicht erreichen können.
- Umfassende Farbzieloptionen - Spyder Checkr bietet eine solide Auswahl von 48 spektral entwickelten Farbzielen, mit denen Sie Farbgenauigkeit und -konsistenz über mehrere Kameras und Objektive hinweg bei allen Lichtverhältnissen sicherstellen können.
- Präzise Monitorkalibrierung - Spyder X2 Ultra zur Kalibrierung eines oder mehrerer Monitore - einschließlich HighBrightness-Monitoren mit bis zu 2000 cd/m2 Leuchtdichte - in weniger als 2 Minuten, damit Ihre Bildschirme Farben präzise und auf Wunsch auf einander abgestimmt anzeigen.
Gefühlt habe ich beim ersten Versuch etwa eine Stunde gebraucht. Ich denke jedoch, dass ich mein SIGMA Objektiv das nächste Mal in 15 Minuten justieren kann.
How to: Wie ein SIGMA Objektiv justieren.
Das Ziel der ganzen Aktion ist also, das mein SIGMA 35mm 1.4 Art Objektiv mich nicht mehr im Stich lässt, wenn ich durch den Sucher fotografiere. Der Phasenautofokus soll also justiert/korrigiert werden und inskünftig gleich exakt wie der Kontrastautofokus arbeiten.
Nachfolgend nun also meine Schritt für Schritt Anleitung, wie ich mein SIGMA 35mm 1.4 Art Objektiv mit Hilfe des SIGMA USB-Docks kalibriert habe.
Anleitung Teil 1
- SIGMA Optimization Pro starten und Objektiv mittels Dock und USB-Kabel mit dem PC/Notebook verbinden
- Firmware aktualisieren
- Die einzustellenden Fokusbereiche des Objektivs prüfen. Dafür in der Software auf Individualisierung und anschliessend auf Fokus-Einstellung klicken. Dort sieht man die entsprechenden Bereiche. Die Fokusbereiche solltest du dir merken, da du schliesslich jene Bereiche für deine Aufnahmen brauchst.
- Objektiv an Kamera
- Kamera auf Stativ
- SpyderLenscal aufstellen. Ich habe mich dafür in die Küche begeben und den SpyderLenscal mit Hilfe des Rahmens der Herdplatten perfekt ausgerichtet.
- Nun nehmen wir den ersten einzustellenden Fokusbereich, die Naheinstellgrenze in Angriff. Dafür platzieren wir die Kamera am richtigen Ort und im richtigen Abstand (Objektiventfernungsskala berücksichtigen!!!). Darauf achten das die Kamera wirklich exakt und frontal zum SpyderLenscal ausgerichtet ist.
Teil 2
- Manuelle Belichtung und Offenblende bei niedriger ISO Zahl einstellen
- Live-View aktivieren und den Spyderlenscal mit dem mittigen Fokusfeld anvisieren. Fokussiere (Auslöser halb drücken oder falls entkoppelt, AF-ON Taste drücken) und achte dabei auf die Entfernungsskala am Objektiv. Dann kannst du zu allfälligen Referenz- beziehungsweise Vergleichszwecken noch das Foto machen. Dies kann vor allem bei minimen Fokusabweichungen hilfreich sein, um die Fotos schlussendlich am Monitor miteinander zu vergleichen.
- Live-View ausschalten
- Durch den optischen Sucher dein Ziel auf dem Spyderlenscal fokussieren (Einzelmessfeld in der Mitte). WICHTIG. Achte dabei auf die Entfernungsskala beim Objektiv. Hat sie sich gegenüber Live-View nicht bewegt? Dann ist dein Objektiv auf diese Entfernung bereits perfekt eingestellt. Bewegt sich die Skala nach rechts, hast du einen Backfokus. Dreht sie nach links, dann reden wir von einem Frontfokus. Bereits kleine Bewegungen haben einen grossen Einfluss. Dann kannst du erneut das Foto machen, falls du es nachher noch mit dem Live-View Ergebnis vergleichen willst.
- Objektiv von der Kamera entfernen und mit dem USB-Dock verbinden. Nun kannst du die entsprechende Korrektur eintragen. Ich habe mich mit 4er Werten „rangetastet“. Bei einem Backfokus musst du mit Minuswerten (-) arbeiten, bei einem Frontfokus korrigierst du mit positiven Zahlen (+). Anschliessend musst du die Daten noch übertragen!
- Nun gehst du mit deinem Objektiv wieder zur Kamera und kontrollierst, ob die Entfernungsskala zwischen Live-View und dem optischen Sucher unverändert bleibt. Wenn ja, dann ist die Sigma Objektiv Justierung erfolgreich verlaufen. Falls nein, musst du nochmals die Werte im Dock anpassen und übertragen.
- Diesen Vorgang machst du anschliessend noch für die anderen 2 Fokusbereiche.
- Für die Unendlich-Einstellung müssen wir unsere Messung ändern. Hier wählst du idealerweise ein Motiv, dass sich über 30 Meter von dir entfernt befindet und einen guten Kontrast aufweist. Dafür also Fenster öffnen, auf den Balkon oder nach draussen gehen.
Das klingt jetzt auf den ersten Blick nach realtiv viel Aufwand. Aber keine Angst. Es täuscht. 😉
Fazit zum SIGMA Dock
Ich bin wirklich froh, mit Hilfe des Docks mein 35mm Sigma Objektiv justieren zu können. Dank der Justage gehören die Fokusprobleme der Vergangenheit an. Nun kann ich wieder unbesorgt fotografieren und an der D850 scharfe Bilder produzieren.
Wenn du dir also ein paar Minuten Zeit nimmst, kannst du einen allfälligen Front- oder Backfokus bei deinem Sigma Objektiv relativ problemlos selber beheben. Definitiv ein löblicher Aspekt, musst du doch nicht auf deine Kamera-Objektiv-Kombination verzichten.
phpicsphotography
Pascal ist Gründer von phPics Photography und Betreiber von phpics.ch. Als Schweizer Autofotograf liebt vor allem sportliche Raritäten und tiefergelegte Fahrzeuge!
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Hallo
habe den Artikel nur überflogen.
Ich hatte extreme Probleme mit dem Sigma 1,4/85mm ART auf Nikon D810.
Trotz Optimization Pro hatte ich nie eine zuverlässige Autofocusfunktion. (Nicht einmal manueller Fokus hat scharfe Bilder gebracht! Das muss man sich mal vorstellen. Ich hatte im Sucher ein scharfes Bild, aber das Foto war später am Computer komplett unscharf! Phänomenal muss man dazu sagen)
Erst als ich den Autofocusmodus „3D“ einstellte, konnte ich das Objektiv optimal einstellen.
Ich muss jetzt halt tatsächlich alles mit „3D“ fotografieren, was aber geht, weil ich sowieso nur Portraits mache.
Grüße
Mallinckrodt
[…] das trotz anfänglicher Probleme. Siehe dazu unter anderem meinen D850 Erfahrungsbericht und die Fokusjustage des 35mm Art. Einerseits ist es meine lichtstärkste Linse. Andererseits ist sie einfach scharf und verfügt […]