Schon wenn man das Wort Bildbearbeitung in den Mund nimmt, scheiden sich in der Fotografenszene die Geister. Das hat doch nichts mit Fotografie zu tun, mögen vereinzelte harmlose Unkenrufe lauten. Oder wer nicht fotografieren kann, macht’s eben mit dem Bildbearbeitungsprogramm.
Das Bildbearbeitungsprogramm im digitalen Zeitalter
Natürlich lassen da die Konter der anderen Fraktion nicht lange auf sich warten. „Herzlich willkommen im Jahr 2019. Wir schöpfen lediglich sämtliche Möglichkeiten der Digitalfotografie aus. Wir shooten RAW und holen dank der Nachbearbeitung am PC das Beste aus unseren Fotos!“
Oder wir versuchen zumindest, die Fotos zu optimieren. Im Arbeitszeugnis würde es vielleicht sogar „war stets bemüht“ heissen. ^^
Ja oder nein zur Bildbearbeitung?
Nun aber zurück zu mehr Ernsthaftigkeit. Ich gehöre definitiv zu den Bildbearbeitern. Dazu stehe ich Einhundertprozent. Wieso soll ich auf die digitale Nachbearbeitung verzichten, wenn sie mir Möglichkeiten liefert, Bilder zu erstellen, die mit der puren Fotografie so nicht zu erzeugen wären?! Ich würde mich ja quasi selbst komplett in meiner Kreativität beschneiden, würde ich die Postproduktion in der Fahrzeugfotografie unterlassen.
Dies heisst jedoch nicht, dass ich die andere Seite nicht auch wertschätze. Ohne Bildbearbeitung (ja, früher gab es zwar auch die Dunkelkammer) ist die Fotografie wesentlich „purer“. Dezente Anpassungen wie Weissabgleich, Kontrast, Tiefen und Lichter sind aber in wenigen Sekunden erledigt und finden bei mir auch bei der „reinen Fotografie“ fast immer Anwendung. Richtig gelesen, bei mir dauert die Postproduktion nicht ausschliesslich zwei Stunden oder mehr. Es geht auch in wenigen Augenblicken. 😉
Falle „Bildbearbeitungsprogramm„
Wohlgemerkt, man kann dank Software auch problemlos über das eigentliche Ziel der Fotoptimierung hinausschiessen. Wahrscheinlich ist das schon jedem passiert, welcher sich im Lager der „Bildbearbeiter-Fotografen“ sieht. Vor allem während den ersten Gehversuchen ist man schnell einmal von der ausserordentlichen Macht der unterschiedlichen Reglerstärken begeistert und verliert innert kürzester Zeit den Hang zur Ästhetik. Regler auf Anschlag und ab ins Verderben. Ja, auch ich habe zahlreiche „Missgeschicke“ noch irgendwo auf einem Datenträger schlummern. Und sehr wahrscheinlich sind meine heutigen Auto-Werbe-Bilder auch nicht jedermanns Geschmack. ^^
Lightroom, Photoshop oder doch etwas anderes?
Hat man sich im einundzwanzigsten Jahrhundert tatsächlich dazu entschlossen, Fotos mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms zu optimieren, hat man die Qual der Wahl. Vor lauter Bäumen kann es schonmal vorkommen, dass man plötzlich den Wald nicht mehr sieht. So auch im Dschungel der Bildbearbeitungsprogramme.
Für mich stellte sich allerdings nie die Frage, ob GIMP, Capture One oder etwas aus der Adobe Palette. Wieso? Schon als Kind war mir Photoshop als Bildbearbeitungsprogramm bekannt. Hatte mein Papa doch schon früher Kontakt mit jener Software. Demzufolge hatte auch ich relativ früh erste Berührungspunkte mit PS. So war es nur logisch, dass nach meinem Einstieg in die Digitalfotografie auch meine Nachbearbeitung der Fotos in Adobe Photoshop stattfinden sollte. Die anderen Programme hatte ich nämlich gar nie auf dem Schirm. Für mich gab es von Anfang an nur Photoshop.
Für wen eignet sich Lightroom und für welche Fotografen ist Photoshop die Lösung?
Wie bereits erwähnt, war für mich in den Anfängen Photoshop (aus Gründen des „Nicht-über-den-Tellerrand-Hinausblickers“) das Nonplusultra. Erst mit der Zeit – oder anders formuliert mit Lightroom 4 – gab es eine erste Annäherung zwischen Lightroom und mir. Nähergekommen sind sich mit den Jahren auch Photoshop und Lightroom. Unglaublich, was Lightroom im Bereich der Bildbearbeitung mittlerweile alles kann. Inwzischen ist für mich auch Lightroom nicht mehr aus meinem Workflow wegzudenken. Egal ob hinsichtlich Sammlung, Druck, dezenten Bearbeitungen oder Vorarbeiten, bevor ich die Bilder in Photoshop exportiere und weiter bearbeite. Lightroom hat sich seinen Platz erarbeitet und gehört für mich zweifellos zum Daily Business.
Lightroom
Ausschliesslich Lightroom kommt für mich immer dann zum Einsatz, wenn es keine „Werbebilder“ sind (beziehungsweise sein sollen). Für die mehrheitlichen „Beauty-Aufnahmen“ in meinem Portfolio wäre der ausschliessliche Gebrauch von Lightroom also der falsche Ansatz. Bei den Portfolio Bildstrecken macht Lightroom trotzdem etwa 5% aus. Schliesslich werden da die Bilder gesichtet, sortiert und erste RAW Anpassungen vorgenommen. Bevor die Aufnahmen dann in Photoshop „richtig“ bearbeitet werden.
Aber … für Editorial-Shots im Automobilbereich, greife ich regelmässig auf die exklusive Bildbearbeitung in Lightroom zurück. Für Reportagen, Familienfotos, Zooausflüge und so weiter ist bei mir Lightroom definitiv das Bildbearbeitungsprogramm Nummer 1.
Nebst der fantastischen Möglichkeit des Kataloges, bietet die Software natürlich eine ordentliche Power für die Bildbearbeitung, welche ich fast immer nutze, sofern es nicht die absolute Highendretusche oder ein Composing benötigt.
Ausserdem brauche ich Lightroom auch dann, wenn ich mit meinem A3 Drucker hochwertige Prints erstellen will. An dieser Stelle verweise ich zudem auf den Blogpost welcher A3 Fotodrucker für Fotografen.
Photoshop
Im Umkehrschluss ist Photoshop für mich der Massstab, wenn es richtig tief in die Bildbearbeitung hineingeht. Wenn die Retusche äusserst umfangreich ist und zahlreiche Anpassungen erfolgen. Photoshop ist auch die Lösung, wenn mehrere Belichtungen zu einem Einzelbild zusammengefügt werden sollen. Das oben gezeigte Bild vom Furkapass hingegen besteht aus einer Belichtung und wäre auch mit Lightroom umsetzbar gewesen. In einem solchen Fall entscheidet dann das persönliche Empfinden, ob ich jetzt mehr in Photoshop- oder Lightroom-Stimmung bin. ^^
Fazit zum Bildbearbeitungsprogramm für einen (Profi) Fotograf
Abschliessend lässt sich sagen, dass Lightroom tendenziell eher den klassischen Fotografen anspricht, der kleinere Retuschen vornimmt und sich hauptsächlich mit Weissabgleich, Lichter, Tiefen, Weiss, Schwarz und diversen anderen Reglern beschäftigt. Photoshop hingegen ist dann der Massstab, wenn umfangreiche Bildmanipulationen erstellt werden sollen und sich zahlreiche Ebenen in grossen PSD/PSB-Files tummeln. Gefühlt ist Photoshop eher mehr „Bildbearbeiter“ als „Fotograf“.
Eines ist aber klar, sowohl Lightroom als auch Photoshop haben ihre Daseinsberechtigung. Egal mit welcher Software man schlussendlich arbeitet, wichtig ist nur der Output. Es führen schliesslich mehrere Wege nach Rom.
Ich möchte beide Bildbearbeitungsprogramme nicht mehr missen. Wenn du auch mit Photoshop und Lightroom durchstarten willst, kannst du das direkt mit nachfolgendem Link tun. Dabei unterstützt du mich mit einer kleinen Provision.
- Nutze die Power der generative KI mit Vollversionen von Lightroom (Desktop und Mobil), Photoshop (Desktop und iPad) und Lightroom Classic (Desktop).
- Bearbeite deine Fotos in Lightroom und entferne mit der neuen KI-gestützten Funktion „Generative Remove“ alles aus deinen Bildern. Transformiere sie dann in Photoshop mit generativen KI-Tools auf Basis von Adobe Firefly.
- Verwende die KI-gestützte Funktionen „Generative Fill“ und „Generative Expand“, um Inhalte in jedem Bild hinzuzufügen, zu entfernen oder zu erweitern.
- Erstelle mit dem KI-gestützten Lens Blur in jedem Foto einen Porträteffekt.
- Passe Licht und Farbe schnell an, füge Voreinstellungen und Effekte hinzu, beschneide Bilder und mehr. Wende Änderungen auf ein ganzes Bild an oder wähle bestimmte Teile aus.
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phpicsphotography
Pascal ist Gründer von phPics Photography und Betreiber von phpics.ch. Als Schweizer Autofotograf liebt vor allem sportliche Raritäten und tiefergelegte Fahrzeuge!
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Der Nachteil bei Photoshop ist einfach der Preis bzw. Das Abo Model.
Ich weiss, die Hobby Photografen zahlen nicht aber es gibt gerade im Hobby Alternativen die entweder gratis sind oder gekauft werden können.
Nur zwei top Alternativen heraus gegriffen:
Photopea.com verwende ich in der Schule. Ein super Photoshop Klon den jeder Zuhause verwenden kann. Speichert in PSD!
Affinity Photo ist wahrscheinlich nicht einmal mehr ein Geheimtipp und lässt nichts zu wünschen übrig.
Hi Marcus
Danke für deinen Kommentar (ist im Spam gelandet, folgedessen jetzt erst meine späte Antwort… Sorry).
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich das ABO Model gar nicht mal schlecht finde. Gewiss haben zahlreiche Menschen das Produkt früher gratis genutzt. Allerdings kriegt man für um die 11 Taler pro Monat mit Photoshop und Lightroom eine unfassbar starke Bildbearbeitungskombi. Diese mächtigen Instrumente relativieren meines Erachtens ein bisschen den Preis. Vor allem wenn man bedenkt, wie viel Geld in die Hardware (Kamera, Linsen, PC’s, Laptop etc.) gesteckt wird.
Und wenn man die Kosten hochrechnet, lässt sich damit jahrelang arbeiten und man ist immer noch günstiger als die Vollversionen von früher. 😉
Nicht zu vergessen: Als Fotograf hast du folglich stets die aktuellsten Versionen (vor allem bei neuen Kameras und den neuen RAW Files zum Teil nicht zu vernachlässigen). Andererseits spühlt es Adobe natürlich gut kalkulierbares Geld in die Kasse. „Gratis“-Versionen von „Kollegen“ sind folglich auf kurz oder lang weg vom Fenster.
Nichtsdestotrotz gibt es natürlich auch die von dir genannten Alternativen. Wer die Wahl hat, hat die Qual. 😉
BG
Pascal
Hallo Pascal,
super Beitrag. Bin gerade in den Anfängen meiner Fotografie-„Karriere“.
Ich würde gerne wissen, ob du dir Photoshop mittels Videos auf Youtube selbst erlernt, oder irgendwelche Kurse etc. besucht hast.
Würde mich freuen, falls du hierauf antworten könntest.
BG
Hamza
Hallo Hamza
Danke dir vielmals. 🙂 Du findest eine ausführliche Antwort in meinem Blogartikel „Photoshop lernen„. 😉
BG
Pascal
Hallo und erst einmal danke für den Beitrag und die Beispielfotos. Ich halte Bildretusche für angebracht, sofern sich nicht durch das Foto an sich genug „herausholen“ lässt.
Liebe Grüsse
[…] Bearbeitung: Auch Pascal hat die Bearbeitung auf seinem Blog beschrieben. […]